Ausstellung "Weit ab vom Schuss" im TextilWerk Bochholt 2012
Ägyptischer Salon
Choreografie der Revolution
„Schwarz-Weiß-Rot“ ist der Ausgangspunkt der 8-teiligen Serie auf Holztafeln, basierend auf den Farben der ägyptischen Nationalflagge und der Farbe „Gelb–Gold“ des Adlers „Saladin“.
Grob gezeichnete Figuren wurden in einer inszenierten erzählenden Choreografie eines Stocktanzes auf die Bildtafeln aufgetragen und malerisch bearbeitet.
Die Choreografie ähnelt dem Kampftanz „Raq al Assaya“, der vorwiegend von Männern getanzt wird und somit auf kämpferische Wurzeln schließen lässt. Die Bilder sind in der Reihenfolge von links nach rechts zu betrachten.
Bei der Schaffung dieser Serie habe ich mir einen Tanz vorgestellt, der möglicherweise nach Beendigung der Revolution, des sogenannten `Arabischen Frühlings` hätte getanzt werden können.
Das letzte Bild der Serie lässt ein Resultat der Revolution nicht erkennen und kann es auch nicht. Es muss sich erst noch herausstellen, wohin der Weg letztendlich führt. Viele offene Fragen sind noch immer ungeklärt.
Freie Wahlen in Ägypten sind allein noch keine Garantie für eine gelebte Demokratie. Der Anfang ist jedenfalls schon mal gemacht.
Stockinstallation „Begleiter“ und „Willkür“
In meinen bisherigen Arbeiten habe ich mich im weitesten Sinne mit dem Thema Wald, Holz, Ast und Stock in heimatnaher Umgebung auseinandergesetzt. Das „Aufeinander-bezogen-sein“ von Mensch und Baum erschließt sich mir in besonderer Weise durch den direkten Vergleich der verschiedenen Kulturen im Orient und im Okzident. Das hat sich auf einer Reise nach Luxor und den Ausflügen zu diversen Tempelanlagen, Grabkammern und der Stadt selbst, wieder mal bestätigt.
Aus reisetechnischen Gründen musste die erste Stockinstallation in Luxor verbleiben. Einige Stöcke mit Wanderplaketten aus Ibbenbüren und Tecklenburg wurden an die beteiligten ägyptischen Künstler unserer Ausstellung in der „Faculty of Fine Arts“ in Luxor verschenkt und als „Wegbegleiter“ gerne angenommen. In Anlehnung daran habe ich meine neue Serie auch „Begleiter“ genannt.
Die neue Stockserie wurde zudem mit den verschiedensten Materialien orientalisch anmutend verziert.
Auch heute noch benutzt man Stäbe aus Holz. Sie sind in der ganzen Welt anzutreffen und werden zu den unterschiedlichsten Zwecken eingesetzt. Sie können Stütze und Lebenshilfe sein und ebenso Macht, Würde, Lebenskraft, Fruchtbarkeit, Hoffnung, Gerechtigkeit und Freiheit symbolisieren.
Man kennt den Zauberstab, den Wanderstab, den Hirtenstab, den Prügelstab, aber auch den Stab, den man über jemanden bricht.
Das schwarze Podest mit dem königblauen Sessel und dem erhobenen angebrochenen Stab stellt eine Erweiterung der Stockinstallation dar, die ich als „Willkür“ benannt habe. Willkür deshalb, weil sie auf willkürlich getroffene Urteilsentscheidungen hindeuten, denen Beschuldigte auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren und noch sind.